October 12, 2001
Subject: news in germany
Date: Fri, 12 Oct 2001 11:18:39 +0200
From: reiter.wiesbaden@t-online.de (R. Reiter)
To: <almalopez@earthlink.net>
Article copied from German Newspaper F.A.Z.
Frankfurter Allgemeine Zeitung by Reinhard Reiter, Wiesbaden, Germany for
your information.
I think you were strongly interested in this
fact
with kind regards
Reinhard Reiter
Cyber-Madonna im Rosenbikini
Ein Kunstskandal im amerikanischen Südwesten
SANTA FE, im Oktober
"Cybernauten, Cybermädchen, Cyberkerle
und High-Tech-Azteken - vereinigt euch!" Das war das Motto für die
Ausstellung "Cyber Arte: Die Tradition begegnet der Technologie"
in Santa Fe. Alma López, eine katholische, feministische, lesbische,
in Mexiko geborene amerikanische Malerin, hörte den Ruf. Ihr Beitrag
für die Präsentation von Computerkunst im Museum of International
Folk Art war eine digitale Collage der Mutter Gottes von Guadalupe, nur leicht
bekleidet mit einem Bikini aus Rosen.
Im Vergleich zu den davor skandalträchtig
in New York vorgestellten Gemälden einer nackten Frau als Jesus beim
Abendmahl und einer Madonna mit einem Fladen Elefantendung auf der Brust war
"Our Lady" im Blütenkranz eine eher harmlose Erscheinung. Das
Modell, das nicht demütig mit niedergeschlagenen Augen, sondern in eher
herausfordernder Pose, die Hände in die Hüften gestützt, den
Zuschauer anblickt, ist López' Freundin Raquel Salinas. Der barbusige
Engel mit Schmetterlingsflügeln am Fußende ist eine andere Freundin,
Raquel Gutierrez. Bei der Eröffnung im Frühling nahm das Publikum
zunächst von beiden kaum Notiz.
Nach ein paar Wochen änderte sich das aber,
als empörte Latinos aus Santa Fe zusammen mit Erzbischof Michael Sheehan
auf das aus ihrer Sicht subversiv geschmacklose Geschehen aufmerksam machten.
Was folgte, waren Forderungen an die Museumsdirektion, das "Corpus delicti"
sofort abzuhängen, Appelle an das Parlament von New Mexico, in einem
staatlich subventionierten Museum ein Machtwort zu sprechen, sowie Demonstrationen
auf der Straße, Gebetswachen in der Kirche und sogar ein Hungerstreik.
"Hier wird die Mutter Gottes wie ein Callgirl
dargestellt", rügte der Erzbischof. "Ich wollte nur eine bedeutungsvolle
Verbindung mit Unserer Lieben Frau von Guadalupe herstellen", erwiderte
die Künstlerin und fügte hinzu: "Ich bezog mich dabei auf Frauen
in meinem Leben, meine Mutter, meine Großmutter, meine Tante. Sie mußten
alle stark sein, um zu überleben, so wie die Mutter von Christus."
Der Kulturkampf der Hispanics endete nun mit einem Unentschieden. Das Museum
beschloß, die "Bikini Madonna" hängen zu lassen, die
Schau aber, vom geplanten Februar nächsten Jahres, zu verkürzen.
Dazu wurde am Eingang ein Warnschild mit der Aufschrift aufgestellt: "Einige
Objekte in der Ausstellung mögen für gewisse Betrachter irritierend
sein." Für das Museum war die Kontroverse Segen und Fluch zugleich.
Die Zahl der Besucher stieg. Die Zuschriften wider eine "Zensur"
fielen mit sechzig gegen vierzig Prozent günstig aus. Die Mitarbeiter
hatten indes kaum noch Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern, als Fragen
über das "Sakrileg" zu beantworten.
Alma López war sich wohl klar darüber,
daß man mit Mexikos Nationalheiliger - sie erschien nach der Überlieferung
im Jahr 1531, zehn Jahre nach der Eroberung durch die Spanier, dem Indio Juan
Diego und ist seitdem ein Symbol des Selbstbewußtseins und der Versöhnung
- besser keine halbseidenen Experimente macht. Die Malerin, die in Los Angeles
aufwuchs und sich dort in den siebziger und achtziger Jahren mit anderen Chicanos
der Wandmalerei verschrieb, ist dennoch nicht leichtfertig und versichert,
daß sie bestimmt niemanden "beleidigen" wollte. Sie hat aber
eine politische Agenda, die aus jener Zeit stammt, als sie mit Graffiti und
Tätowierungen debütierte und nach dem Studienabschluß an der
Universität von Kalifornien in Santa Barbara ihre Frauen, wie sie sagt,
nach dem Vorbild mexikanischer Helden "parallel zu Emiliano Zapata, Francisco
Villa und den Aztekenkriegern" schuf.
In den Vereinigten Staaten fallen ihre Versuche
aber anders als in ihrer Jugendzeit - damals konnte die Chicana Ester Hernandez
die Jungfrau von Guadalupe noch unbehelligt als Karatekämpferin im Dienst
der Minderheitenrechte malen - in ein konservativeres Jahrzehnt mit ausgeprägten
Empfindlichkeiten unter den Latinos selbst. Der Erzbischof, irischer Abstammung,
sah in dieser Sache, abgesehen von seinem glaubhaften Zorn, auch eine Gelegenheit
zu einer basisstärkenden Solidaritätsaktion mit der größten
Minderheit des Staates.
Als der Gewerkschaftsführer Cesar Chavez
sich in Kalifornien einst für humane Arbeitsverhältnisse und bessere
Löhne für die illegalen Erntehelfer von jenseits des "Tortillavorhangs"
einsetzte, nahm er die Mutter Gottes von Guadalupe wie selbstverständlich
in sein Banner auf. Weniger selbstverständlich war vor kurzem ein Werk
der lokalen Künstlerin Katherine Wells aus Santa Fe, die eine Barbiepuppe
als kombinierte "Barbielupe 2000" verkleidete. Alma López,
die, von der Kontroverse unbeeindruckt, ihre "Bikini-Madonna" zum
Blickfang ihrer Website (www.almalopez.net) gewählt hat, ging in ihrer
Serie "Lupe & Sirena" sogar noch einen Schritt weiter. Dort
zeigte sie die Jungfrau und eine Meerjungfrau in zärtlicher Umarmung.
Verständnis äußerte dafür nur eine alte Mexikanerin,
die in der Schwanzflosse der Meerjungfrau die Umrisse der Landkarte Mexikos
erkennen wollte.
LEO WIELAND
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2001, Nr. 237 / Seite 56
Subject: Re: A/V needs
Date: Fri, 12 Oct 2001 17:02:12 -0400
From: "Svetlana Mintcheva" <svetlana@ncac.org>
To: <almalopez@earthlink.net>
References: 1 , 2
Alma -
I am attaching the flyer, and pasting it below
too - just in case. So how about dinner Tuesday night? Wednesday we will all
meet for an hour or so before the panel.
Best, Svetlana
The Limits of Artistic Freedom: Women Artists and Censorship
A discussion panel with: Alma Lopez, Carolee
Schneemann, Laura Ferguson, Nancy Spero, Svetlana Mintcheva.
Moderated by: Amei Wallach.
October 24, 2001, 6:30 p.m.
Cooper Union
Hewitt Auditorium
41 Cooper Square (the East side of Third Avenue between 6th & 7th Streets)
New York
Is it coincidental that a large proportion of recent art controversies have focused on women artists? The exploration of how women's art has been censored in the last 40 years will highlight the persistence of particular issues (sexuality, religion, politics), and consider the possibility of a gender specific logic in the operations of censorship. The panel will discuss past and present attacks on art coming from different, sometimes unexpected, sides of the political spectrum.
Organized by the National Association of Women Artists and The National Coalition Against Censorship. Additional support has been provided by The First Amendment Center and Cooper Union, Adult Education.
For further information contact Svetlana Mintcheva at 212-807-6222 ext 23, or check NCAC's website www.ncac.org
Admission is free.
Subway directions: Take the R or N to 8th Street,
or the No. 6 to Astor Place.
The National Coalition Against Censorship (NCAC) is an alliance of 51 national
non-profit organizations, including religious, educational, professional,
artistic, labor, and civil rights groups, committed to defending freedom of
thought, inquiry, and expression. For more information about NCAC, visit us
on-line at www.ncac.org.